Das Umfeld ist wichtiger als Deine DNA - auch für Dein Pferd

Lass uns zunächst mal schauen, warum Du so bist, wie Du bist:
Dein Persönlichkeitsprofil reflektiert Deine angeborenen Charakteristika, Dein Lernverhalten, Deine Anpassung an verschiedene Situationen und beeinflusst auch Dein Energie Level. Kommt Dir das bekannt vor? Das sind genau die Dinge, die auch das Profil Deines Pferdes formen.
Wie genau beeinflussen diese Faktoren nun Deine Persönlichkeit?
Nicht vergessen, dass Du als Mensch völlig anders bist als Dein Pferdefreund. Das hat ja alleine schon damit zu tun, dass Du ein Raubtier bist und das Pferd ein Fluchttier. Wir ticken völlig unterschiedlich. Doch trotz allem finden sich im Verhalten Gemeinsamkeiten wieder. Wie alle anderen Säugetier auf diesem Planeten operieren auch wir mit unseren fünf Sinnen: Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen und Sehen. Nur eine einzige Sache unterscheidet uns von allen anderen Säugetieren: die Intelligenz. Du bist also in der Lage, Dich selbst zu analysieren und darüber nachzudenken, warum Du so bist, wie Du bist. Das gibt Dir die Möglichkeit, Dinge und Zusammenhänge zu verstehen, und dadurch ist es Dir auch möglich, Dich und Dein Verhalten zu verändern.
ANGEBORENE CHARAKTERISTIKA
Angeborene Charakteristika sind die Wesenszüge, mit denen Du geboren wurdest, und diese sind in Deiner DNA verankert. Wissenschaftliche Studien, die meistens an Zwillingen durchgeführt wurden, zeigen, dass 50 Prozent Deiner Persönlichkeit genetisch bedingt ist. Die DNA ist also für die Hälfte Deiner Persönlichkeit verantwortlich. Die anderen 50 Prozent hängen von Deinem Lernverhalten und Deinem Umfeld ab. Es ist auch bewiesen, dass das Umfeld für Deine Entwicklung wichtiger ist als Deine DNA, aber die angeborenen Charakteristika bestimmen oft Deine spontane und instinktive Reaktion gegenüber anderen Menschen und Lebenssituationen.
Du hast Dir mit der Zeit Verhalten angeeignet, das Dein angeborenes Verhalten überspielt, wenn Du z. B. ein sehr ungeduldiger Mensch bist, hast Du vielleicht dennoch durch die Arbeit mit Deinem Pferd gelernt, geduldiger zu sein. In manchen Situationen ist es besser, das angelernte Verhalten anzuwenden, und nicht das angeborene durchkommen zu lassen, weil es einfach manchmal nicht sehr produktive ist, da es meistens einfach zu impulsiv ist. Wenn man mit Pferden arbeitet, ist es mit Sicherheit kontraproduktiv, ständig impulsiv zu reagieren. Du hast Dir aber auch Verhalten angeeignet, das durch andere geformt wurde, z. B. als Du noch ein kleines Kind warst, fröhlich und verspielt; durch strenge Lehrer wurde diese Seite von Dir vielleicht unterdrückt, denn dieses Verhalten war unerwünscht. So ist es auch bei den Pferden:
Pferde die Neugier zeigen und einen ausgeprägten Spieltrieb haben, werden oft dafür bestraft, weil der Mensch eine eigene Vorstellung davon hat, wie das Pferd sein soll. Es ist wichtig, dass Du die Stärken, die Dir mitgegeben wurden, nicht verlierst, Du solltest das alles stattdessen überdenken und versuchen, Deine Stärken einzusetzen. Auch ist es wichtig, nach den eigenen Schwächen zu schauen, denn oftmals ist eine vermeintliche Schwäche in Wirklichkeit eine Stärke. Das findest Du aber nur heraus, wenn Du bereit bist, die Barriere zu durchbrechen und Dich neu zu finden.
. LERNVERHALTEN
Lernverhalten besteht aus Mustern, die Du Dir im Laufe der Zeit, durch Beobachtung andere Menschen und auch durch das interagieren mit anderen, bewusst und unbewusst angeeignet hast. Ein kleines Kind lernt zuerst von seinen Eltern bzw. Aufsichtspersonen und wird durch deren Charakter geprägt, positiv als auch negativ. Später wird dieses Kind von Spielkameraden, Geschwistern, Lehrern etc. geprägt. Kleine Kinder können sehr schnell lernen, Verhaltensmuster zu übernehmen und Mimik zu lesen. Pferde machen das Gleiche, sie sind darin sehr gut. Kannst Du Dich noch erinnern, als Du älter wurdest und zu Dir selbst gesagt hast, dass Du nie so werden willst wie Deine Eltern, aber letztlich bist du genauso wie sie geworden? Das ist ein gutes Beispiel des unbewussten Lernverhaltens. Dein Verhalten, das Du jetzt gegenüber Deinen Pferden an den Tag legst, hast Du auch von irgendjemandem übernommen. Das wurde Dir so eingeprägt und es wurde Dir so gezeigt. Durch Beobachtung anderer Menschen im Umgang mit ihren Pferden und durch Interaktion mit diesen Menschen hast Du Dir ein bestimmtes Verhalten mit Deinem Pferd angeeignet. Vielleicht haben die Ansichten, die Du Dir durch andere angeeignet hast, gar nichts mit Deiner eigenen Psychologie zu tun? Du hast auch gelernt, sicher und entspannt zu bleiben oder ängstlich und zögernd, geduldig und liebevoll oder streng und aggressiv. Um eine glückliche Bezie- hung und Freundschaft zu Deinem Pferd aufzubauen, musst Du eventuell die Situation neu überdenken und mache Verhaltensweisen, die Du sonst niemals infrage gestellt hättest, ablegen, um Platz für Neues zu schaffen, das auf mehr Vertrauen und Verständnis aufbaut.
DAS UMFELD
Die Situation und das Umfeld können ganz großen Einfluss auf Dich haben bzw. darauf, wie Du Dich verhältst. Manche Situationen und Menschen können positives Verhalten in Dir auslösen, andere wiederum negative; ein positives Umfeld bringt positives Verhalten mit sich und ein negatives Umfeld bring negatives Verhalten mit sich. So ist es auch bei den Pferden: Ein Pferd, das in einem negativen Umfeld gehalten wird und schlecht behandelt wird, wird auch negativ reagieren. Es ist ihm in einem negativen Umfeld nicht möglich, sich positiv zu entwickeln. Hier spielt die Ausschüttung bestimmter Hormone eine Rolle, die für das Wohlbefinden und Glücklichsein verantwortlich sind, dazu kommen wir im Kapitel Endo- krinologie. Das kann man so vergleichen: Wenn ein Mensch z. B. mit Trinkern und Drogenabhängigen aufwächst, dann hat diese Person kaum eine Chance anders zu sein, als ihr Umfeld. Viele Menschen sind sich dessen gar nicht bewusst, was für einen Einfluss auf ihre Psyche und ihr Leben haben kann. Im Gegensatz zu Pferden sind Menschen allerdings tatsächlich in der Lage, sich anders zu entwickeln, aber es ist sehr schwer und erfordert Fähigkeiten, die ein Pferd nicht hat. Verschieden andere Situationen haben ebenfalls enormen Einfluss auf das Pferdeverhalten. Ein Pferd kann z. B. auf dem Platz ruhig und brav sein, aber schreckhaft und ängstlich im Gelände. Oder ein Pferd, das immer willig und kooperativ war, reagiert plötzlich schreckhaft und panisch, wenn man es verladen möchte. Situationsbedingte Veränderungen kann man bei Menschen und Pferden leichter erkennen, weil man das veränderte Verhalten sofort sehen kann, aber wenn diese Veränderungen in einem drin stattfinden, sind sie für andere nicht mehr sofort sichtbar.
Ein Beispiel: Du bist davon überzeugt, das Du Dir sicher bist auf dem Platz und auch im Gelände. Dann reitest Du aus und plötzlich erinnerst Du Dich an einen Vorfall oder einen Reitunfall, den Du mal hattest. Das Ausreiten im Gelände triggert diese Erinnerung, aber der Reitplatz nicht. Das Resultat ist: Wenn Du im Gelände bist, sendet Dein Nervensystem unbewusst Impulse und es entsteht negative Energie. Pferde sind so hochsensibel, dass sie diese Energie wahrnehmen können. Sie unterscheiden schon die kleinste emotionale und auch physische Veränderung in Deine Körpersprache. Dein Pferd nimmt Deine Nervosität also sofort wahr, fängt an zu reagieren und wird unsicher. Das macht Dich noch nervöser und der Problem-Zyklus hat begonnen. Wenn Du nicht vorsichtig bist, wirst Du Dein Pferd dafür verantwortlich machen, sobald das Problem in Dir zu brodeln beginnt. Damit Du Dich besser verstehen kannst, ist es also wichtig, dass wir hier über beide Profile sprechen, denn sie ergeben später das große Ganze.
DAS PERSÖNLICHKEITSPROFIL DES MENSCHEN
Links extrovertiert
● motiviert durch Erreichen der Ziele ● Fokus liegt darin, ein Ergebnis zu bekommen
● aktivitätsorientiert ● starker Wille ● selbstsicher ● direkt ● eigenwillig Strategie: Komm auf den Punkt und handle sofort.
Rechts extrovertiert
● motiviert durch Menschen und Spiel
● fokussiert auf Beziehungen ● aktivitätsorientiert ● optimistisch ● emotional ● möchte sich ausdrücken ● animiert ● möchte sich mitteilen ● möchte aus sich heraus gehen Strategie: Sag mir, was Du willst, und ich helfe Dir.
Links introvertiert
● logisch ● reserviert ● praktisch veranlagt ● analytisch ● systematisch ● fokussiert auf Qualität & Detail ● motiviert durch Ordnung Strategie: Erledige das Problem, die Aufgabe.
Rechts introvertiert
● zurückhaltend
● unsicher ● intuitiv ● reserviert ● diplomatisch ● motiviert durch Sicherheit & Schutz ● kooperativ Strategie: Gib mir Zeit, mach langsam und hör mir zu.
Wenn Du Dich weiter auch mit der Pferdepsychologie beschäftigst, dann werden einige Dinge viel klarer und unterscheiden sich von alle dem, was Du bisher dachtest. Die Pferdepsychologie ist viel tiefer als viele denken. Wenn Du Dein Pferd liebst, dann beschäftige Dich damit. Er wird es Dir danken.
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